Baugeschichte
Die „baiersche Bierbrauerei Gebrüder Beuing“ mit ihrer mehretagigen effektiven Eis-Lager-Gärkellergewölbearchitektur wurde 1860 in Altenberge errichtet und bereits im folgenden Jahr wurde hier das erste untergärige Bier hergestellt. Dass es sich hierbei um ein erfrischendes und äußerst schmackhaftes Bier handelte, das wird von dem berühmten Professor Landois bezeugt, der am 7. Juni 1877 mit den Teilnehmern der Zoologischen Section und ihrem Altenberger Mitglied, dem Apotheker Engelsing, dieses vorzügliche Bier genoss.
- 1871 erhielt die Brauerei einen Dampfkessel und eine Dampfmaschine.
- Ab 1879 wurde die Brauerei zusätzlich als Ergänzung zur Natureiskühlung mit einer künstlichen Kühlung der Firma Linde ausgestattet.
- 1890 wurde durch den großen Lagerkeller in der mittleren Etage mit dem doppelgeschossigen Eiskeller darüber zu einer vieretagigen Gesamtanlage vergrößert.
Familiengeschichte
Am 1. Februar 1860 stellten die Brüder Franz und Johann Hermann Beuing den Antrag für den Bau einer „baierischen“ Bierbrauerei in Altenberge. Dieser Eingabe fügten sie den Eigentumsnachweis für das hierfür vorgesehene Grundstück im Norden der Ortschaft und die dazugehörigen Baupläne bei. Am 31. Januar 1861 konnte die Brauerei bereits die Produktion aufnehmen.
- Nach einem verheerenden Brand der Brauerei in 1927 wurde sie 1929 an den schwedischen Kaufmann Andreas Okesson verkauft.
- Bereits 1930 findet ein erneuter Eigentumswechsel statt. Die Brauerei geht nun in das Eigentum des Clemens Beuing über. 1931 wurde das Schicksal der Brauerei Beuing in Altenberge endgültig besiegelt.
- Die beiden wirtschaftlich starken Unternehmen, die Germania Brauerei und die Privatbrauerei Rolinck verpflichteten den Eigentümer durch Vertrag, auf seinem Firmengelände nie mehr Bier herzustellen.
Denkmalwert
Dieser Eiskeller ist bedeutend für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse dieser Brauerei. Dies deshalb, weil die Bierwürze, der Sud aus Malzschrot und Hopfen sehr schnell auf Kellertemperatur abgekühlt werden muss, um dann die Bierhefe in den Gärbottichen im Gärkeller auszugären. Dieser Prozess dauerte in etwa acht Tage. Das fertige Jungbier wurde anschließend in Lagerfässer umgefüllt, in denen die Nachgärung beginnt. Nach circa acht bis zwölf Wochen hat das Bier die volle Reife entwickelt. In diesem Prozessablauf spielt die ausreichende Kühle, vor allem in den Sommermonaten, die entscheidende Rolle, damit das Bier auf Grund zu hoher Umgebungstemperaturen nicht „umkippt“. Dies geschah durch das in dem Eiskeller eingelagerte Eis. Es ist allerdings zurzeit nicht nachvollziehbar, warum nicht der seit Mitte der 1880er Jahre bekannte technische Standard mit Dampfmaschine und Eismaschine zum Einsatz gelangte. Eine Erklärung mag die damalige kostengünstige Nutzung der Eisteiche im Nahbereich zur Brauerei sein.
Für die Erhaltung und Nutzung des Eiskellers liegen wissenschaftliche Gründe vor. Diese deshalb, weil dieser große, im Boden eingetiefte Eiskeller von besonderer dokumentarischer Bedeutung ist für die Bauaufgabe: Bau von Eiskellern. Im westlichen Münsterland kann derzeit kein vergleichbares Objekt benannt werden. Die Nutzung kann auch in der reinen Anschauung liegen. Nachdem durch das Westfälische Amt für Denkmalpflege die herausragende Bedeutung dieser Eiskelleranlage erkannt worden ist, wurde die Anlage 1996 zum Baudenkmal ernannt und unter Schutz gestellt.
Über mehrere Stockwerke ziehen sich die unterirdischen weiträumigen Kelleranlagen der Brauerei, in denen das Eis zur Kühlung und die Fässer zur Gärung und Reife gelagert wurden. Ihr unteres Geschoss ist schon länger ein Quartier für bedrohte Fledermausarten. Denkmal- und Naturschutz verbinden sich im Eiskeller Altenberge.
Im Rahmen der REGIONALE 2004 erfolgten die Ausbaumaßnahmen und der Bau des Informationspavillons. Der transparente Pavillon aus dunklem Stahl und grün schimmernden Glas erinnert in seiner Form an eine Eisscholle. Er erhebt sich über Mauerresten der ehemaligen Brauereigebäude und bildet den Zugang zum Eiskeller.
Eine Ausstellung führt in die Geschichte der Bierbrauerei Beuing, des Eiskellers und das mannigfache „Glück der Kälte“ ein. Auch die Bewohner der Anlage – die Fledermäuse – werden in der Ausstellung vorgestellt.
Der Pavillon ermöglicht Projektangebote für Schulen und Gruppen sowie Vortrags- und Besprechungsveranstaltungen. Eine mediale Ausstattung ist vorhanden.